Richard Wagner
Der Ring des Nibelungen
Frankfurter Oper
Dirigent: Sebastian Weigle
Regie: Vera Nemirova
8 DVD
€ 119,00
Nicht nur Hamburg hat in den letzten Opernsaisonen in Deutschland einen neuen Wagnerschen "Ring" geschmiedet, welcher medial aufgearbeitet und auch auf CD mitgeschnitten wurde. Auch Frankfurt machte mit der neuen Produktion von Vera Nemirova große Presse. Und da Frankfurt ein Opernhaus hat, das nicht wenige Mitschnitte herausbringt, u.a. viele zeitgenössische Opern von Glanert oder Reimann, wurde auch Wagners Tetralogie zunächst auf CD veröffentlicht (übrigens beim gleichen Label wie der Hamburger "Ring" unter Simone Young - Oehms Classics).
Nun zählt bei Opern auch immer das Optische und so wagt sich Oehms an die Veröffentlichung des gesamten "Rings" auf 8 DVDs. Dass da die Konkurrenz auf dem Videosektor zu legendären Jahrhundertinszenierungen (Chéreau/Bayreuth), altmodisch-originalverpflichteten Interpretationen (Schenk/MET), futuristisch-spektakulären Bühnenbauten (La Fura dels Baus/Valencia) oder gigantomanisch-technisierten Konstruktionen (Lepage/MET) groß ist, stört Herrn Oehms als Labelchef nicht. Zumal einer der ungewöhnlichsten "Ringe", jener aus Stuttgart mit 4 verschiedenen Regisseuren, auch auf DVD existiert und selbst das Weimarer Opernhaus mit der Veröffentlichung seines "Rings" in der Regie von Michael Schulz (siehe "Parsifa" bei den Osterfestspielen 2013) sogar Preise gewann. Ein spannender, zu Vergleichen anregender Zyklus ist jetzt auf DVD da!
Über Vera Nemirovas Interpretation war z.B. zu lesen:
"Mit der „Walküre“ aber scheint das Großunternehmen des neuen Frankfurter
„Rings“ jetzt auf einem vielversprechenden Weg. Nemirova, deren
Inszenierungen in der Vergangenheit vor allem von einer blühenden
szenischen Phantasie zeugten, weniger jedoch vom Vermögen, diese im
Sinne einer schlüssigen Deutung zu bündeln, zeigt hier ihre bislang
konzentrierteste Regiearbeit. Sie verzichtet auf alle Mätzchen, wie sie
etwa zuletzt ihre Salzburger „Lulu“-Inszenierung torpedierten (siehe
Salzburger Festspiele: Lulus Lust ist die Musik), und vertraut ihrem
wahren Talent: der Fähigkeit, das Beziehungsgeflecht zwischen den
agierenden Personen szenisch im besten Sinne detailversessen und
ungemein spannungsvoll lebendig werden zu lassen. Bis in kleinste Gesten
hinein leuchtet sie die Psychologie der Figuren aus und lässt so
sichtbar werden, was sonst nur die Musik verrät: dass nämlich die
Handelnden bei Wagner immer längst mehr übereinander wissen, als sie in
Worten offenbaren." (FAZ über Die Walküre, Premiere im Oktober 2010)
"Bei aller Überzeichnung - und das ist das Bemerkenswerte an Nemirovas
einfühlsamer Personenführung - werden die Figuren dennoch nicht
denunziert oder karikiert. Noch in ihren schwächsten Momenten behalten
sie ihre Würde. Selbst der ältliche Junggeselle Gunther - ein Angsthase
in schlechtsitzendem Anzug, dem der fabelhafte Johannes Martin Kränzle
alles an baritonalem Glanz schenkt, was der Figur an Größe fehlt -,
selbst dieser zutiefst unsympathische, verknöcherte Zwangsneurotiker
offenbart menschliche Züge, wenn er den sterbenden Helden in seinen
Armen hält und vor Trauer und Reue zusammenbricht.
Wie schon in den vorausgehenden Teilen der
Tetralogie verschieben sich in Jens Kilians Einheitsbühnenbild die
beweglichen Ringe eines in konzentrische Kreise zerschnittenen
Stahlzylinders variantenreich gegeneinander, bilden die Wellen des
Rheins, auf dem die Rheintöchter mittlerweile als Umweltschützerinnen im
Schlauchboot paddeln, schließen sich zum monolithischen Walkürenfelsen
zusammen oder fungieren als Dach der unterhalb des Rheins gelegenen, mit
Bar und Clubsesseln ausgestatteten, neureichen Gibichungenhalle." (FAZ über Götterdämmerung, Premiere im Januar 2012)
Auch der musikalische Teil unter der Leitung des Frankfurter Chefs Sebastian Weigle war ebenso erfolgreich:
"Musiziert wurde auch in diesem letzten Teil des "Rings" unter Sebastian
Weigle am Pult des Frankfurter Opern- und Museumsorchesters wieder so
plastisch, gestenreich und farbig, zugleich bei aller bisweilen
gebotenen Drastik so sängerfreundlich, dass es eine Freude war. Und das
ansprechend besetzte Sängerensemble bewies einmal mehr, dass man Wagner
sehr wohl auch textverständlich singen kann." (FAZ über Götterdämmerung)
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