Carlos Kleiber dirigiert Offenbach - Rarität mit Dirigenten Star
Jacques Offenbach
3x Offenbach
Carlos Kleiber, Orchester der Deutschen Oper am Rhein
€ 19,90
Nie wieder sollte Carlos Kleiber ein solch reiches Repertoire dirigieren wie ab 1960 als Kapellmeister an der Deutschen Oper am Rhein. Insofern könnten Tonaufnahmen aus dieser Zeit sein sehr schmales diskografisches Vermächtnis geradezu sprunghaft anschwellen lassen. Ein schriftlicher Hinweis seiner Mutter Ruth auf ein Band von Kleibers einmaliger „Rigoletto-Übernahme am Rhein in Duisburg 1961 bezeugt, dass auch er das Angebot an Dirigenten wahrnahm, ihre Aufführungen mitschneiden zu lassen. Ob der besagte „Rigoletto“ sowie weitere Mitschnitte noch existieren, kann derzeit wegen seines verschlossenen Privatarchivs nicht verifiziert werden. Damit kommt der einzig greifbaren Aufnahme einer Aufführung von „3 x Offenbach“ eine besondere Bedeutung zu. Sie überliefert nicht alleine das früheste „hörbare“ Bühnendirigat Kleibers, sondern auch seine erste eigene musikalische Einstudierung für eine Neuinszenierung am Haus.
Wenngleich der Mitschnitt vom 1. Dezember 1962 wegen seiner technischen Defizite wohl vor allem für Fans Kleibers von großem Interesse sein dürfte, ist er doch angesichts dessen eminenter Bedeutung ein allgemein wertvolles Mosaiksteinchen zum Verständnis eines musikalischen Ausnahmetalents. Dass sich dieses Musikliebhabern bereits damals erschloss, dem ist nicht zuletzt zu verdanken, dass sich überhaupt Quellen für die vorliegende CD-Produktion mit der ersten kompletten, restaurierten und neu überarbeiten Fassung fanden.
Die Aufnahme geht auf eine Fernsehaufzeichnung zurück, die das ZDF an diesem Opernabend vornahm und am 14. Juli 1963 in der Reihe „... und heute ins Theater“ ausstrahlte. Das TV-Band muss wohl als verloren gelten, da meine Recherchen ergaben, dass Anfang der Achtziger-Jahre der damals verantwortliche Ressortchef das Filmmaterial vernichten ließ. Übrig blieb nur der interne Vermerk „gelöscht“. Gerade, da sich Kleiber damals auf der Höhe seines Ruhmes befand, eine unverständliche Entscheidung, die vermuten lässt, dass das Band nicht näher überprüft wurde. Die beiden mir bekannten Quellen stammen von zwei Musikfreunden, die den Ton der TV-Ausstrahlung aufnahmen und bewahrten. Allerdings versagte dem einen sein Abnahmegerät nach dem zweiten Einakter, so dass nur eine vollständige Version mit der „Insel Tulipatan“ vorhanden ist. Diese enthält zudem die bereits in die Musik überleitende Ansage. Um eine bestmögliche Klangqualität zu erreichen, war es nötig, die beiden technisch auch in sich schwankenden Quellen behutsam auszuloten und zu kombinieren.
Natürlich gibt der Mitschnitt diese so spritzige Aufführung wegen der Klangdefizite nur eingeschränkt aber durchaus präsent und akzeptabel wieder. Bei historischen Dokumenten und speziell bei Livemitschnitten ist immer etwas musikalische Fantasie und der einzufühlende Wille gefragt, sich darauf einzulassen. Dann vermittelt sich auch so einiges von der Wirkung dieser lebendigen Vorstellung, in der Kleiber aufblitzen lässt, dass er schon damals das ihm allzeit eigene Temperament, Feuer und Tempo besaß. (Alexander Werner - Booklet Text, Profil-Haenssler)
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