Aimard und Bach|Wohltemperiertes Vergnügen

J.S. Bach
Wohltemperiertes Klavier Teil 1
Pierre-Laurent Aimard
€ 29,90

Bei den Salzburger Festspielen wird Pierre-Laurent Aimard seine Interpretation des Wohltemperierten Klaviers von J.S. Bach vorstellen.

In der FAZ spricht Aimard über die Religiösität in Bachs Musik, ein Thema, das hervorragend zum Konzertreigen der "Ouvertüre Spirituelle" bei den Salzburger Festspielen passt:

Sie nennen Bach einen Schöpfer, und tatsächlich hat er ja nicht nur komponiert, sondern Systeme geschaffen, in denen Musik zum Kosmos des Empfindens wird. Das „Wohltemperierte Klavier“ oder die „Kunst der Fuge“.
Man muss diese beiden Werke voneinander trennen. Für das „Wohltemperierte Klavier“ hat Bach seine Gegenwart beobachtet und instinktiv verstanden, dass die Zeit reif für ein kollektives System der Tonarten und Stimmungen war. Sein Genie liegt darin, dass er im Stande war, ein Stück zu schöpfen, das dieses System nicht nur aufgegriffen, sondern auch noch langfristig etabliert hat. Die „Kunst der Fuge“ ist eine ganz andere Sache. Natürlich nutzte Bach auch hier wieder das profanste aller Instrumente, und trotzdem schrieb er Musik, die allein zwischen ihm selbst und Gott stattzufinden scheint. Er will nicht imponieren, sondern nutzt die Polyphonie, um durch die Musik zu kommunizieren. Dabei scheint die Tonwelt für ihn ein Kosmos zu sein, der alles umschließt.
Sie behaupten also, dass Bach auch in seiner Klaviermusik eigentlich geistliche Musik geschrieben hat?
Man hat sich ja oft gefragt, ob Bach überhaupt gläubig war. Ich denke schon, und lustigerweise besonders, wenn er nicht seine Kantaten für die Sonntage komponierte, sondern dann, wenn er wusste, dass die Geistlichen nicht da sind. In unserem Jahrhundert leben wir mit einer natürlichen Trennung zwischen dem Profanen und dem Religiösen. Bei Bach waren die Welten noch eins. Seine Stücke für das Klavier sind natürlich keine Messen, aber es gibt Referenzen zu alten kirchlichen Polyphonien, zu religiösen Stücken, gleichzeitig sind aber immer auch Anspielungen auf die Welt zu hören. Wenn Bach nur für sich selbst komponiert hat, schien er keine Trennung zwischen religiösen Konventionen und profanen Zitaten vorzunehmen. Statt einer Religion oder einer Ideologie hat er eine ureigene Haltung eingenommen. (FAZ 6.1.2008)


Konzert bei den Salzburger Festspielen
21. Juli 2014 um 19:30 Uhr im Mozarteum, Großer Saal

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