Jonas Kaufmann
€ 22,00
(auch als Vinyl erhältlich!)
"Da ist sie nun endlich, die so extrem lange vorangekündigte Verdi-CD von Jonas Kaufmann. Im
März 2013 aufgenommen, wird seitdem kräftigst die Werbetrommel gerührt.
Dabei spielt natürlich auch der Wechsel Kaufmanns von der Decca zu Sony
eine Rolle, da ist diese Verdi-CD gerade recht zum effektvollen Umstieg. (...)
Auch bei Jonas Kaufmann stand/steht das Verdi-Jahr 2013 ganz im
Zeichen des großen Opern-Komponisten: drei Produktionen von Don Carlo
(in London, München und Salzburg), zwei Rollen-Debüts in Verdi-Opern
(Il Trovatore und La forza del destino, Juni u. Dez. in München) – und
sein erstes Verdi-Album bei Sony. Aufgenommen im März d. J. im
Auditorium Niccolò Paganini in Parma, enthält die neue CD dreizehn
Highlights, und davon sind elf (zum Zeitpunkt der Aufnahme) Premieren –
eine Bandbreite, die nicht nur die Entwicklung in Verdis Opernschaffen,
sondern auch die stimmliche Flexibilität von Jonas Kaufmann aufzeigt.
Von der lyrischen Süße der Luisa Miller-Kantilene »Quando le sere al
placido« bis zum emotionalen Ausbruch Otellos (»Dio mi potevi«) ist es
ein weites Feld. - Für Jonas Kaufmann ist Giuseppe Verdi „ein Mann
des Volkes: Seine Musik ist so zugkräftig, dass sie auch außerhalb der
Oper die Menschen erreicht und bewegt. Verdi ist schlichtweg das
musikalische Synonym für Italien. Jeder kennt seine Melodien und kann
sie sofort nachsingen. Und dann gibt es den großen Dramatiker Verdi, den
Mann, der Dramen von Shakespeare und Schiller vertonte und der im Alter
von 74 Jahren ein Stück schrieb, das moderner und kühner klang als
alles andere, was er zuvor verfasst hatte, nämlich den Otello. Als ich
die beiden Szenen für das Verdi-Album aufgenommen habe, bin ich derart
in den Sog dieser Musik geraten, dass ich am liebsten die ganze Partie
auf der Bühne gesungen hätte! Aber ich werde mich in Geduld üben müssen,
denn bis zu meinem ersten Otello wird es noch ein paar Jahre dauern.“
Tracks: Rigoletto – “La donna è mobile” (Duca) / Aida - “Se quel guerrier io fossi! – Celeste Aida” (Radamès) / Un ballo in maschera - “Di’ tu se fedele” (Riccardo) – “Forse la soglia attinse – Ma se m’è forza perderti” (Riccardo) / Il trovatore – “Ah! sì, ben mio – Di quella pira” (Manrico) / Luisa Miller – “Oh! fede negar potessi – Quando le sere al placido” (Rodolfo) / Simon Boccanegra – “O inferno! Amelia qui! – Sento avvampar nell’anima – Cielo pietoso, rendila” (Gabriele) / Don Carlo – “È lui! desso, l’Infante! – Dio, che nell’alma infondere” (Don Carlo) + Franco Vassallo / La forza del destino – “La vita è inferno all’infelice – O tu, che in seno agli angeli” (Alvaro) / I masnadieri – “Destatevi, o pietre! – Giuri ognun questo canuto” (Carlo) / Otello - “Dio! mi potevi scagliar” (Otello) – “Niun mi tema” (Otello) + Franco Vassallo // Macbeth – “O figli, o figli miei!- Ah, la paterna mano” (Macduff) = Bonustrack auf der Deluxe-Version.
Das als Einstieg gewählte, naturgemäß freche “La donna è mobile”
bringt einen kleinen Schock mit sich. Das beginnt zunächst
schwerfällig, mit abgedunkelter, geradezu fremd klingender Stimme; erst
bei der 2. Strophe kommt die notwendige Lockerheit wieder, gekrönt von
einer flockig lockeren Koloratur. Sieghaft heldisch trumpft Kaufmanns
Radames auf und doch gelingt ihm bei „Celeste Aida” ein umwerfend
zärtlich verhauchendes, ganz langes Diminuendo auf dem Schluss-B. Das
ist zwar pp und „morendo“ notiert, wird aber nur selten derart exquisit
realisiert. Die meisten Kollegen ziehen die strahlend geschmetterte
Sicherheitsvariante vor. Wie genau sich Jonas Kaufmann stets an die
dynamischen Notierungen des jeweiligen Komponisten hält, zeigt sich auch
bei Riccardos großer Arie “Forse la soglia attinse – Ma se m’è forza
perderti”, die er gemäß den Vorgaben Verdis zwischen ff und pp
durchlebt. So wird letztlich auch ein enormer Spannungsbogen bei der
Trovatore-Stretta bis zum ersten hohen C (original) aufgebaut, und wird
noch einmal durch das lange Schluss-C getoppt. Und im Rahmen all dieser
überbordenden Männlichkeit immer wieder die zarten Töne der Liebe oder
Verzweiflung, wodurch die Ausbrüche dann geradezu vulkanöse Wirkungen
erzielen. Welche Gefühlswelten Kaufmann etwa in Rodolfos Arie aus Luisa
Miller eröffnet, oder auch in der Masnadieri-Arie, das zwingt den
Zuhörer einfach zum Mitleiden. Ein ganzes, aufwühlendes Drama spielt
sich in Adornos Arie “O inferno!“ ab, ebenso bei Alvaros großer Szene
“La vita è inferno all’infelice – O tu, che in seno agli angeli”. Jonas
Kaufmanns extraordinärer Don Carlo ist ja inzwischen weltweit bekannt
und geschätzt. Neben diesem Kaliber hinterlässt Franco Vassallo als
Duettpartner nur einen „braven“ Eindruck. – Schließlich der Otello: Eine
Vorschau und ein Versprechen für künftige Bühnenereignisse. Auf der
Bühne wird der erschütternde Monolog “Dio! mi potevi scagliar”, hier
beeindruckend gesungen, auch wirklich „er-lebt“ werden. Otellos Tod
hingegen beutelt einen schon hier beim schieren Anhören. Jonas Kaufmanns
Heldentenor klingt zwar absolut reif für den venezianischen Feldherrn,
aber trotzdem will er noch ein bissel warten, er eilt ja derzeit ohnehin
von einem Rollendebut zum nächsten. Derweil kann man sich Otellos
Todesszene via CD ja mehrmals genüsslich „reinziehen“ – denn diese
erscheint mir in der Tat als Höhepunkt dieser Arienauswahl.
Eine Freude für sich, dass der italienische Maestro Pier Giorgio Morandi ein
rechtes Gespür für einen genuinen Verdi mitbringt, und Chor und
Orchester fühlen sich bei Italiens Komponistenkönig natürlich auch
hörbar zu Hause. Abzüglich einiger kleiner akustischer Merkwürdigkeiten
(unterschiedliche Form des Sängers an den jeweiligen Aufnahmetagen?) ist
das eine recht beeindruckende Verdi-Helden-Tour." (Der Neue Merker - Online Ausgabe)
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