Patricia Kopatchinskaja | Rau, herb, beweglich

Violinkonzerte
Prokofieff & Strawinsky
Patricia Kopatchinskaja
LPO/Jurowski
€ 21,90

"Die Kunst, einen sehnsuchtsvoll heimatlosen Ton anzuschlagen, ohne sentimental zu werden, münzt Patricia Kopatchinskaja souverän in Charakter und Extase um.

Die moldawische Geigerin Patricia Kopatchinskaya zählt zu den temperamentvollsten, aber auch umstrittensten Künstlerinnen der Gegenwart. Ein leicht schleifender, herb schluchzender Ton verbindet sich bei ihr mit ‚zigeunerischem’ Aplomb, wie ihn die meisten Geiger als wohl unveräußerlich für das Violinspiel halten würden.
Rau, herb, beweglich
Nicht alle freilich können ihn so natürlich hervorbringen und integrieren. In diesem Ansatz, über dessen Besonderheit sich Kopatchinskaja sehr wohl im Klaren ist, spiegelt sich eine gewisse Heimatlosigkeit, wie sie auch bei den hier gebotenen Komponisten anzutreffen war. Genau deswegen ist diese CD ein Treffer. Und eine vorzügliche Versöhnungs-Gelegenheit für alle, die bisher vielleicht mit dieser Musikerin noch fremdelten.

Mit tänzerisch aufgetriebenem, derwischhaft hyperaktivem Spiel, rau und herb, aber wunderbar beweglich, zeichnet Kopatchinskaja von beiden hier gebotenen Klassikern der Moderne ein Portrait zerrissener Harmonie. Man hört die osteuropäischen Wurzeln. Und erlebt die Violinkonzerte von Strawinsky und Prokofieff (Nr. 2) so einmal nicht als konstruktivistische Labormusik. Sondern als herzbewegten Ausdruck der historischen und politischen Verwerfungen im 20. Jahrhundert.
Erstaunliche Künstlerin
Mit Vladimir Jurowski und seinem London Philharmonic Orchestra stehen erstrangige Begleiter zur Verfügung. Idiomatisch sachlich, aber ohne triefäugige Heimatanklänge. Nebenbei: Sollten die Berliner Philharmoniker bei ihrer Nachfolger-Suche für Simon Rattle den jungen Jurowski noch nicht auf der Agenda haben, so schleunigst drauf mit ihm!

Die Kunst, einen sehnsuchtsvoll heimatlosen Ton anzuschlagen, ohne sentimental zu werden, münzt Patricia Kopatchinskaja souverän in Charakter und Extase um. Wenn Unverwechselbarkeit eine Stärke ist, haben wir’s es mit einer der erstaunlichsten Künstlerinnen der Gegenwart zu tun."
Kai Luehrs-Kaiser, kulturradio

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