MHM Kommentar
Am Sonntag, 28.10.2012 ging also das AlpenKLASSIK Festival in Bad Reichenhall zu Ende. Für immer. Denn heuer gab es die letzte Auflage des Kammermusikfestivals in der bayerischen Kurstadt. Wie bereits Anfang des Jahres angekündigt, stellt man die Konzerte ein. Wegen zu geringer Auslastung? Ja natürlich. Von Besucherandrang konnte man in den letzten Jahren nun wirklich nicht sprechen. Gerade in der Ära Klaus Lauer, der die AlpenKLASSIK für fünf Jahre künstlerisch geleitet hat, mit der Ausrichtung auf Kammermusik und Miteinbezug der zeitgenössischen Kompenente, konnten sich wenig neue Besucher finden. Auch wenn große Namen und Stars lockten.
Ist es die Marktsättigung? Hat man zwischen Traunstein und Salzburg kein weiteres Zusammentreffen von Musikstars der Klassik vertragen? Konnte man sich gegen die Konkurrenz nicht behaupten? War die Konzeption zu intellektuell? Die Werbemaßnahmen falsch?
Nein, der Fehler dabei bzw. Grund für das Ende ist nicht beim Intendanten, nicht in der Idee zu suchen. Eher in den eigenen Reihen. Denn die Bad Reichenhaller standen dem Konzept skeptisch gegenüber, konnten sich nicht mit dem Festival identifizieren. Ausserdem fehlte es an starken Partnern, die überregional strahlten: die Hotelerie kümmerte sich nicht um neue Gäste, setzte eher auf Kur, Krankenhaus und Rehab anstatt zusätzlich kulturbefliessenes, geldbringendes Klientel anzulocken. Der interne Klintsch mit dem und im stadteigenen Kurorchester entfachte bis zum Wechsel des Chefdirigenten. Ein gespaltenes Publikum, hadernd und schwer für die weitere Treue zu überreden. Und dann noch zeitgenössische Klänge im Kurhaus. Das war selbst den Geschäftsleuten in Reichenhall nicht geheuer. Übrig blieb der Verein der AlpenKLASSIK, dessen Gründer und Vorsitzender Dr. P. Gmeiner heuer nach langer Krankheit gestorben ist.
Schade. Nicht um die nunmehr fehlenden Namen im Kurhaus. Da waren das Cuarteto Casals, das Emerson String Quartet, Isabelle Faust, Alexander Melnikov, Boris Berezovsky, das Kuss Quartett, Christoph Prégardien, Christian Tetzlaff, Lars Vogt, das Arditti Quartett, das Lincoln Center New York, Grau&Schumacher, Zoltan Kocsis, Wolfgang Rihm und Jörg Widmann - um nur einige zu nennen. Namen, die bei sonstigen Festspielen um viel Geld gehandelt werden und dort ja auch für das Publikum weiterspielen.
Schade aber für den Kultur-Standort Bad Reichenhall mit dem schönen Alten Kurhaus, einem tollen Ambiente mit echt guter Akustik. Was nachher kommt - man munkelt über eine junge Musikerakademie der Münchner Hochschule - wird vielleicht funktionieren. Aber dem Produkt AlpenKLASSIK wird man nachtrauern. Es ist nämlich immer so, dass man dem nachweint, was gut war, wenn es einmal nicht mehr da ist.
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