Wir sind Zeuge geworden einer (fast tragisch-persiflierend wirkenden) Selbstdemontage eines Filmregisseurs: Lars von Trier sympathisiert bei der Pressekonferenz zu seinem neuen Film "Melancholia" in Cannes mit Hitler und nennt sich selbst einen Nazi.
Wie kam es dazu? Aufhänger war Richard Wagner. Von Trier verwendet in seinem neuen Kunstwerk Instrumentalpassagen aus "Tristan und Isolde" und bindet so die deutsche Romantik in seinen "romantischen" Film mit ein. Auf die Frage der Journalisten über die Verwendung der Musik Wagners, kam der Sager über Hitler und die Nazis. Es hatte den Eindruck, dass von Trier sich immer mehr in die "Sch..." redete, mit jedem Wort mehr, noch provokantere Äußerungen machte. Es wäre als Scherz gedacht gewesen. Seine Entschuldigung kam prompt. Cannes hat ihn ausgeschlossen als persona non grata, sein Film bleibt im Wettbewerb.
Soweit die Fakten. Lars von Trier muss sich da jetzt selbst raus retten.
Was mich an der Geschichte (ebenso) stört, ist die Assoziation Wagner-Nazi. Dieses Etikett, das auf der Musik Wagners, auch Liszts und anderer klebt, muss doch endlich mal verblassen. Wenn ein Regisseur einen Film auf Basis des Begriffs der deutschen Romantik konstruiert, dabei das essentiellste musikalische Werk der deutschen Romantik, den "Tristan", als Filmmusik verwendet, hat das nichts damit zu tun, dass die Nazis Wagners Musik für ihre Zwecke genutzt haben.
Vielleicht hat von Trier nur auf diese unverbesserliche Assoziation reagiert?
PS: der Wikipedia Artikel über Lars von Trier berichtet, dass seine Eltern angeblich Kommunisten waren und dass er für "Images of a relief" (1992) über die Aufarbeitung des Nationalsozialismus den Münchner Filmpreis bekommen hat. Ausserdem war er für die Inszenierung von Wagners "Ring des Nibelungen" in Bayreuth eingeladen worden.
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